Grundig 5040W das Wunder von Fürth / Bern Teil 1

Moderator: timundstruppi

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Heinzelmann
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Grundig 5040W das Wunder von Fürth / Bern Teil 1

Beitrag von Heinzelmann »

Wie es begann.…
Wenn ich eine Kaufentscheidung treffe, dann überlege ich immer ganz genau und wäge vor einer Entscheidung rational ab. Je älter ich werde und je länger ich mit der Sammelei und dem Basteln an Grundig- Geräten beschäftige, umso mehr weiß ich, dass das in Wirklichkeit nicht stimmt. Bevor ich mich entscheide hat mein Eidechsengehirn (Stammhirn) schon längst unbewusst die Weichen gestellt, weil es möchte, dass es mir gut geht. Nach einer solchen Jagd zum psychobioligischem Wohlbefinden besitze ich seit 2 Tagen einen Grundig 5040W.
Front.jpg
Und weil es dafür keinen vernünftigen Grund gibt (ich kann zu jeder Zeit, an jedem Ort mit vorhandenen Geräten Radio hören) nun folgend der vage Versuch, der Sache einen Sinn zu geben:

Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten und die Arbeit einzuteilen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem endlosen, weiten Meer. (Antoine de Saint-Exupéry) aha..

Wenn Du ein altes Radio restaurieren möchtest, so kontakte nicht die Leute im Forum, um Kondensatoren zu sammeln, Ersatzteile anzubieten oder um Ratschläge zu erhalten, sondern wecke in ihnen die Phantasie, den Worten des unvergessenen Radioreporters Herbert Zimmermann von 1954 zu lauschen. (Heinzelmann)

Ja, ich habe am Ende der Restauration die Vision, dass aus diesem riesigen Lautsprecher, durch diese komische Stoffbespannung folgende Worte mein Ohr erreichen:

Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt... Tor, Tor, Toooor!

Mit dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 verbinden viele Historiker das eigentliche Geburtsjahr der jungen Bundesrepublik und ich kann mir gut vorstellen, dass Grundig von der WM und der wirtschaftlichen Entwicklung profitiert hat.
Mein Grundig 5040W ist von 1954.
Der Gewinn der WM war so wichtig, dass man Helmut Rahn ein 1,5 km langes Denkmal auf der A40 im Ruhrpott gesetzt hat.
Rahn 1.jpg
Aber nun zum Gerät:

Da ich auf die Abholung einen Tag warten musste, habe ich im Internet „Alles“ zum Thema gelesen.
Je mehr ich musste, umso mehr schwante es mir: Das wird kein leichter Gang.

Selengleichrichter
Lassen sich nicht ohne weiteres gegen Silizium-Gleichrichter tauschen. Aufgrund des geringeren Innenwiderstandes zu hohe Anodenspannung (Ub+)

Papierkondensatoren
Aus heutiger Sicht eigentümliche Werte, axiale Anschlüsse, Ersatzteilbeschaffung?

Umrüstung auf 230 Volt
Hat zum Glück einen 240 Volt Trafo und kann durch umstecken der Sicherung auf 240 Volt betrieben werden - aber Einschaltspannung kritisch. Solange die Röhren nicht angeheizt sind fließt auch kein Anodenstrom und der Ladekondensator lädt sich kurzzeitig auf U Spitze auf.

Skalenlampen
Sie liegen parallel zu den Röhrenheizungen am Trafo. Sind sie defekt, so könnte die Heizspannung zu hoch sein.

Magisches Auge
Für EM 34 gibt es kein Ersatz - Umrüstung auf russische Röhre.

Höhen Regler
Mit dem Höhen Regler werden per Seil zwei Spulen in zwei Bandfilter rauf oder runter gezogen, um die Bandbreite bei AM zu verändern. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Skala
Skala hat zwei getrennte Zeigerführungen die per Kupplung umgeschaltet werden. Mitnahme ...Verschleiß?
Die Ferritantenne ist per Seil drehbar. Mit der Bandbreitenregelung also 4 Seilführungen.

Gehäuse
Lack hat Risse. Abbeizen, schleifen, neu lackieren.
Messingverzierungen angelaufen, ausbauen, polieren, lackieren.

Kurz um, ich habe noch viel Arbeit vor mir.

Beinahe hätte ich es vergessen: Nichts vergammelt, nichts verpfuscht, original Röhrensatz und er "spielt"- bis jetzt kein Eigentor.

Magisches Auge, Skalenlampen, Kondensatoren sind bestellt.
Dateianhänge
Rückseite.jpg
"Der kleine LS"
"Der kleine LS"
"Friedhof der Kapazitäten"
"Friedhof der Kapazitäten"
"Spulenhebe"
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Heinzelmann, Studio 2000, A9000, A 903 (2), CD 903 (2), CCT 903, T 903 (2), T 907, CD 904, CT 905, T 7200, T 7500, V 7200, R 1000, R3000, SV 2000 (2), SA 1000, SXV 6000, XV 5000, MXV 100, MR 100, RTV 800, V3, CCF 3, SCF 6000, ST 6000, T 5000, XM 600, XSM 3000, Monolith 90a
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timundstruppi
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Re: Grundig 5040W das Wunder von Fürth / Bern Teil 1

Beitrag von timundstruppi »

Schön, Habe auch noch >3 Röhrengeräte.
Stereo nicht hübsch, da semimodern, Grundig? läuft nicht auf UKW, vor 20 Jahren getestet
Blaupunkt Radio, ohne Rückwand, läuft nicht , deko
Radio ?, lief noch vor 15 Jahren...
Tonband
Grundig Scope
Hameg Scupe
1 Röhren Verstärker modul, läuft
Frequenzgenerator ungetestet

Ich danke die werden alle wohl entsorgt, wenn man den A zukneift, wie diverse andere Hifisachen.

Mein Sohn studiert wie ich vor über 30 Jahren E-Technik an de gleichen TU, er konnte mit 12 schon die Transistorschaltungen verstehen im XV etc... :shock: und nun? :evil: Mehr nicht, kann ja nicht editieren, falls er es mal liest.

Heute über nV SQR(Hz) in OP-Datenblatt unterhalten, Mampfi ist schuld mit der OP Idee für den MXV. Macht gerade Rauschen in Nachrichten- und Systemtheorie. Habe ich im Berufsleben nie angewendet, daher nur ganz schwache Schemen.

Baustellen, Hobbys und Projekte habe ich zuviel...

Gerade am V1k alle Cs getauscht, wollte ich nicht , aber 400mV DC ist zu viel (Klangregler)
bartolus
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Re: Grundig 5040W das Wunder von Fürth / Bern Teil 1

Beitrag von bartolus »

Hallo zusammen,

ui, schön! So einen hab ich auch! Der 5040W ist die Version aus der Fertigungssaison 53/54. Es gab auch einen 5040W/3D. Der ist dann von 54/55.
Selengleichrichter
Lassen sich nicht ohne weiteres gegen Silizium-Gleichrichter tauschen. Aufgrund des geringeren Innenwiderstandes zu hohe Anodenspannung (Ub+)
Die großen "Rundfunkgleichrichter" sind eigentlich selten kaputt. Ich denke nicht, dass du ihn tauschen mußt.
Papierkondensatoren
Aus heutiger Sicht eigentümliche Werte, axiale Anschlüsse, Ersatzteilbeschaffung?
Die genauen Werte sind bei den Papierkondensatoren unkritisch. 5nF -> 4.7nF. Da geht es nicht genau.
Wichtig ist nur: am besten alle tauschen.
Und: Gerät nicht mehr einschalten, bevor nicht der 10nF (C22) vor der EL12 getauscht wurde. Die EL12 ist sehr empfindlich!!
Umrüstung auf 230 Volt
Hat zum Glück einen 240 Volt Trafo und kann durch umstecken der Sicherung auf 240 Volt betrieben werden - aber Einschaltspannung kritisch. Solange die Röhren nicht angeheizt sind fließt auch kein Anodenstrom und der Ladekondensator lädt sich kurzzeitig auf U Spitze auf.
Das hält die Schaltung aus.
Skalenlampen
Sie liegen parallel zu den Röhrenheizungen am Trafo. Sind sie defekt, so könnte die Heizspannung zu hoch sein.
Die Lampen ziehen im Vergleich zu den Röhrenheizung sehr wenig Strom. Das fällt bezüglich Heizspannung nicht ins Gewicht.
Das Problem ist heutzutage eher, Skalenlampen in ausreichender Qualität zu bekommen .... Oft sind die schon nach kurzer Zeit wieder defekt.
Höhen Regler
Mit dem Höhen Regler werden per Seil zwei Spulen in zwei Bandfilter rauf oder runter gezogen, um die Bandbreite bei AM zu verändern. So etwas habe ich noch nie gesehen.
Bis Mitte der 50er gab es das öfter (bei verschiedenen Herstellern), dass eine Bandbreitenregelung an den Höhenregler gekoppelt wurde.
Bei den Oberklassegeräten. In den meisten Fällen eine mechanisch eher etwas wackliche Konstruktion ...

Ich hatte bei dem 5040W (oder einem vergleichbaren Grundig) mal das Problem, dass sich die Spule im Inneren des Bandfilters von diesem Verschiebegestänge gelöst hatte. Das ist leider nur mit einem etwas brüchigen Kleber fixiert. Diese Instandsetzung war wirklich extrem aufwendig.
Vielleicht ist es am besten, man hängt das Seil für diese Regelung aus ....
Skala
Skala hat zwei getrennte Zeigerführungen die per Kupplung umgeschaltet werden. Mitnahme ...Verschleiß?
Die Ferritantenne ist per Seil drehbar. Mit der Bandbreitenregelung also 4 Seilführungen.
Die zwei Zeigerführungen, das nannte man damals "Duplex" :-)
Verschleiß, nun ja, die bei Grundig z.T. eingesetzten Gummis zur Kopplung altern schon. Aber ernsthafte Probleme gibt es selten.
Man muß nur alles schön gangbar machen. Also auch die verschiebbaren Seiltrommeln auf der Abstimmwelle. Dabei aber darauf achten, dass man den Gummi zur Kopplung nicht verölt.
Gehäuse
Lack hat Risse. Abbeizen, schleifen, neu lackieren.
Messingverzierungen angelaufen, ausbauen, polieren, lackieren.
Ja, schöne Arbeit .... Die "Gold"scheiben auf den Knöpfen lassen sich von hinten mit einem stumpfen Gegenstand herausdrücken. Außer jemand hat sie schon mal neu verklebt ....

Gruß
Bernhard
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mampfi
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Re: Grundig 5040W das Wunder von Fürth / Bern Teil 1

Beitrag von mampfi »

Glückwunsch, da hast Du Dir was "angetan".

Ich habe vor diesen "Kisten" (nicht böde gemeint) einen Haufen Ehrfurcht.
Jede Menge Grundig Zeugs, garniert mit etwas Revox, Braun, Dual und Sony, an 5 Anlagen.

Grundig forever :D
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Heinzelmann
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Re: Grundig 5040W das Wunder von Fürth / Bern Teil 1

Beitrag von Heinzelmann »

Hallo Bernhard,

danke für die super fachkundigen Hinweise. Werde ich umsetzen. Er ist kein 5040 3D. Bin ja neu im Forum und freue mich über Antworten.

Durch die vielen Hinweise im Internet und hier, denke ich... es wird klappen. Die meiste Veränderung erwarte ich durch die Holzbehandlung.

Hallo timundstruppi,

das mit dem A treibt mich auch und ich frage mich, was wird eines Tages aus dem, was mir so viel Freude bereitet hat. Das letzte Hemd .....

Gruß
Jürgen
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