Hier mal kein Reparaturbericht.
Die Tuner Geräte-Kategorie hat hier leider keinen Abschnitt für den T900x (aus 1987) mehr. Auch nicht für spätere aus den 90iger Jahren. Schade. Dann muss dieser Thread eben unter "Sonstiges von Grundig" landen.
Es wurde in diesem Forum u.a. geschrieben, ausser dem Spitzentuner Fine Arts T 9000 wären die Grundig Tuner in den 90iger Jahren sowieso alle von Philips oder Marantz. Das darf nicht unwidersprochen bleiben. Hans (decoder, radiowerkstatt), seinerzeit Leiter des HiFi-Tuner Entwicklungslabors bei Grundig in Fürth hat die Geschichte der Grundig Tuner - besonders auch in der Philips Zeit - im SABA-Forum beschrieben. Die HiFi Tunertechnik war, auch unter Philips als neuem Eigentümer, als Kompetenzzentrum in Fürth weiter geblieben. Auch einige Philips Modelle, selbst bei Marantz, als Schwestertypen der Grundig Tuner kamen von Grundig. So rum wird ein Schuh draus.
Hier steht's, wen das interessiert:
http://saba-forum.dl2jas.com/index.php/ ... /?pageNo=1
So wurde z.B. der Philips Tuner FT980 von Grundig entwickelt und im Grundig-Werk in Braga/Portugal produziert. Auch der Marantz Tuner 74ST72 beruht auf dieser Grundig Entwicklung. Das zugehörige Grundig Modell ist der Grundig T305.
Nachfolger von Grundig - natürlich auch von Grundig in Fürth entwickelt, von Grundig in Braga gebaut, waren z.B. der Fine Arts T907, T8300 RDS und der T 1000.
Aber das nur am Rande, ich wollte hier vor allem einige meiner vorgestrige Messungen an einem FINE Arts T 9000 Tuner vorstellen, den ich zur Durchsicht bekommen hatte.
Das erhaltene Exemplar hatte leider durch ausgelaufene Batterien im Batteriefach an der Rückseite Schönheitsfehler (beschädigte schwarze Gehäuselackierung) und Korrosion an den Kontakten im Batteriefach. Auch der Deckel des Fachs fehlte. Glücklicherweise halten die Batterien im Fach auch ohne den Deckel und mit etwas Geduld liessen sich die Kontakte von dem Gammel befreien und die Rückwand wieder leidlich instandsetzen.
Sonst gab es keine Defekte.
Der Klirrfaktor bei UKW-Stereo in ZF-Bandbreite "wide" (= normal) und "narrow" (= schmal) war leicht über 0,1 % erhöht (0,12 % THD), so dass ich einen Neuabgleich des Demodulators und anschliessend des Stereodekoders vorgenommen habe. Ich schätze mich glücklich, einen Stereocoder-Messsender zu besitzen, der selbst ausreichend niedrigen Klirrfaktor hat, um den Abgleich an diesem Tuner damit noch vornehmen zu können.
Die schaltbare ZF-Bandbreite ist beim T 9000 so ausgelegt, dass auch in Stellung "schmal" keine ultraschmale Bandbreite vorhanden ist, sondern immer noch eine HiFi-gerechte Bandbreite. Bei Tunern anderer Hersteller (z.B. Onkyo T 4700) ist dagegen in Bandbreite "schmal" der erhöhte Klirrfaktor schon hörbar. Beim T 9000 ist das nicht der Fall.
Hier ist der bei UKW-Stereo, mit Gesamtmodulationshub von 47,5 kHz, davon 7,5 kHz Pilottonhub, HF von 1 mV (Antennenspannung) bei 95 MHz für L/R gemessene Klirrfaktor (THD) über den gesamten NF-Übertragungsbereich:
in ZF-Bandbreiten-Stellung "schmal":
in ZF-Bandbreiten-Stellung "wide" (normal):
In "schmal" ist THD bei 1 kHz immer noch hervorragend gering, nur 0,09 %. In Stellung "wide" ausserordentlich gut, THD = 0,05 %.
Man sieht, dass die THD-Messung bei 8 kHz einbricht. Das liegt daran, dass der Übertragungsbereich durch das steile Pilottonfilter des T9000 bei 16 kHz abgeschnitten wird. Oberwellen, also THD, können demzufolge nur bis höchstens zum Grundton 8 kHz vorkommen.
Der Übertragungsbereich ist bis 16 kHz bretteben. Man könnte ein Lineal anlegen. Der Abfall bei 16 kHz ist kaum 1 dB.
Frequenzgang und UKW-Stereo Übersprechdämpfung (ZF-Bandbreite "wide"):
Die Übersprechdämpfung beträgt bei 1 kHz mehr als 50 dB und selbst bei 15 kHz noch 35 dB.
Eine selten in Technischen Daten von Tunern genannte Audio-Messgröße ist die der Intermodulationsverzerrungen. Stereo-Tuner der Mittelklasse haben zumeist einen Klirrfaktor (THD) im Bereich von 0,3 % bis 0,4 % und sind bestenfalls bis auf 0,2 % THD durch sehr sorgfältigen (und zeitraubenden) Abgleich zu bringen. Der klangbestimmende Einfluß kommt bei diesen schon hinreichend ordentlichen Klirrwerten gar nicht mehr von diesen, sondern von den damit einhergehenden Intermodulationsverzerrungen. Dabei mischt nicht nur der Pilotton (19 kHz) mit Audiofrequenzen und bildet dadurch hörbare Differenztonverzerrungen, sondern alle zeitgleich übertragenen Frequenzen mischen auch noch untereinander und bilden Summen- und Differenzton-Mischprodukte, eben die Intermodulationsverzerrungen.
Die NF-Intermodulationsverzerrungen bei solchen Mittelklasse-Tunern, gemessen mit 250 Hz : 8 kHz, Amplitudenverhältnis 4:1 nach DIN, liegen i.a. zwischen ca. 0,8 % und 2,5 % (ja, so hoch! - vermutlich deshalb, wird diese Messgrösse auch so selten genannt, und nur dann, wenn das betreffende Gerät damit glänzen kann, z.B. Accuphase T-100).
Übersteigt der Klirrfaktor 0,5 %, kann u.U. die DIN-IMD auch >2,5 % bis ca. 5 % sein.
Mittelklasse-Tuner, wenn sie sich (in Ausnahmefällen) bis auf < 0,2 % THD abgleichen lassen, können IMD nach DIN von ca. 0,6 % bis 0,8 % erreichen.
Nur Spitzentuner erreichen IMD (DIN) von < 0,5 %.
Der T 9000 erreicht dementsprechend als Spitzentuner IMD (DIN) von 0,40 % für UKW-Stereo bei 47,5 kHz Gesamthub, 1 mV HF. Habe ich auf beiden Kanälen gemessen.
Ein elegantes weiteres Verfahren, um das Ausmass solcher Intermodulationsverzerrungen zu erfassen, ist die sog. Multitonmessung. Dabei wird eine ungefähr gleichmässig über das NF-Audioband verteilte Abfolge von Tönen gleicher Amplitude, es sind meist zwischen 29 und 31 Töne von 20 Hz bis 20 kHz, wiedergegeben und die Höhe der verzerrungsfrei reproduzierten Amplitude ausgemessen. Nach unten wird diese Amplitude durch Rauschen, THD-Produkte und besonders Intermodulationsprodukte limitiert, die zusammen einen "Teppich" von Signalen bilden, der wie ein Rauschteppich aussieht.
Da man alle Frequenzen mit derselben Amplitude vorhanden hat (von der nachträglichen Deemphasis im Tuner abgesehen), muß man die Modulationstiefe verringern. Man arbeitet also nicht mit 40 kHz sondern nur mit 20-23 kHz Hub, zzgl. 7,5 kHz Pilottonhub. Man kann den Hub noch versuchen, etwas zu optimieren, so dass man die maximale Multitonamplitude (in dB gemessen), also die Differenz von Maximalamplitude zum "Rauschteppich" erhält. Das ist der erzielbare "Dynamikumfang", der in erster Linie ein Mass für das Mass der Intermodulationsverzerrungen ist, die das Audioband zumüllen (= den "Rauschteppich" bilden).
Anhaltspunkt:
Bei guten Voll-Verstärkern (z. B. Fine Arts A 9000), beträgt der Multiton-Dynamikumfang i.a. 100 dB oder mehr.
Bei extrem guten Vorverstärkern erreicht man 120 dB. Viele Messgeräte schaffen das nicht, dann begrenzt das Messgerät als "schwächstes Glied der Kette", was man noch erreichen kann.
Voll-Verstärker aus der Anfangszeit von "HiFi" aus der Mitte der 1960iger Jahre erreichen nur einen Multiton-Dynamikumfang von 60-70 dB.
Naturgemäss, ist schon bedingt durch den schlechteren Signal-Rauschabstand bei Stereo-Empfang (bis höchstens 75 dB) bei Tunern - auch bei Spitzentunern - Der maximal erreichbare Multiton-Dynamikumfang eingeschränkter. Mit mehr als 70-75 dB kann man nicht rechnen. Aber auch die könnten nur erreicht werden, wenn ein exzellentes Signal-Rauschverhältnis vorhanden ist und Intermodulationsverzerrungen sehr niedrig sind.
Der Grundig Fine Arts T 9000 schafft mehr als 72 dB Multiton-Dynamik in UKW-Stereo:
(Der Amplitudenabfall bei > 1 kHz ist durch die Deemphasis bedingt.)
Das kann als ausgezeichnet für einen UKW-Stereo-Tuner gelten.
Zum Vergleich:
Guter Mittelklasse Tuner, sehr sauber abgeglichen
THD UKW-stereo bei 1 kHz R/L = 0,16 % bei 1 mV HF, 47,5 kHz Gesamthub, davon 7,5 kHz Pilothub
IMD (DIN) 250 Hz : 8 kHz 4:1 = 0,8 %
Multiton Dynamik = 63 dB bei 28,5 dB Gesamthub
Gruß
Reinhard
Tuner Fine Arts T 9000
Moderatoren: timundstruppi, haribert
Re: Tuner Fine Arts T 9000
Gerne habe ich für Deinen Bericht ein passendes Unterforum eingerichtet.
Jede Menge Grundig Zeugs, garniert mit etwas Revox, Braun, Dual und Sony, an 5 Anlagen.
Grundig forever
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