MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Moderator: timundstruppi

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oldiefan
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von oldiefan »

OK das alte SGS-ATES Logo war mir nicht geläufig.

Aber dennoch, die drei originalen von SGS (= SGS, fusioniert mit Thomson = SGS-Thomson = ST) sind noch in Ordnung.
Der China-Schrott ist kaputt.

Ist doch so?

Reinhard
Rufula
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von Rufula »

Hallo Reinhard,
ja, ich habe die originalen wieder eingebaut und den defekten China Schrott durch intakten China Schrott ersetzt.
Weiter hin habe ich den T642 und den R679 erneuert, da die immer mit kaputt gehen.
Viele Grüße aus Leipzig
Frank
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timundstruppi
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von timundstruppi »

OK, ich dachte, das ginge in meine Richtung...

Wollen wir den Ton hier nicht verschlechtern, wie es leider in anderen Foren oft der Fall ist.

Transistoren altern auch. War es früher auch so mit der Anfälligkeit?

Reinhard, weiter so mit simulieren! Sehr interessant und meist 99% zutreffend. :lol:
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oldiefan
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von oldiefan »

Bei Defekt von T622 ist also R679 und T642 auch kaputt....also zu hoher Kollektorstrom, wie ich ja schrieb. Keine Kunst das zu sagen, wie soll es auch sonst sein?


Pollux schrieb:
"Die Spulen R695 und R795 erkennt mein Chinatester als 0,33 Ohm Widerstand. "

Das ist eine wichtige Information und erklärt, warum das Teil, trotz Spulensymbol im Schaltplan, mit R... bezeichnet ist statt mit L...
Es bedeutet auch, dass mit R679 (R779) 1 Ohm parallel, der Gesamt-Emitterwiderstand in der Grössenordnung von 0,2 Ohm ist und die Induktivität alleine von der Widerstandswendel gebildet wird, also sehr klein ist, vielleicht nur ca. 0,1 µH oder sogar weniger. Ein Chinatester kann deshalb auch keine Induktivität erkennen. Nur sollte dieser Widerstand bei Defekt möglichst nicht durch einen Schichtwiderstand sondern durch einen Wendelwiderstand 0,33 Ohm ersetzt werden, sonst hätte Grundig darauf keinen Wert gelegt. Genauere Daten dazu kennen wir ja leider nicht, die sind in einer uns nicht zugänglichen GRUNDIG BV ("Betriebsvorschrift"? ich hatte erst statt BV "8V" gelesen) hinterlegt.

Mich wundert etwas, dass Ihr von einem defekten R679 (R779) schreibt aber nie(?) von einem defekten R695 (R795). Wenn R679 (R779) hochohmig wird, könnte/sollte dann nicht u.U. auch R695 (R795) auch hochohmig werden, wenn die CE-Strecken beider Endtransistoren durchlegieren?

Wenn Ihr nämlich einen hochohmigen R679 bzw. R779 (1 Ohm) ersetzt, aber den parallelen R695 (R795) nicht, falls der auch hochohmig geworden ist, dann habt Ihr 1 Ohm Emitterwiderstand statt Soll von 0,25 Ohm am BDW94. Das führt zu einer starken Asymmetrie der beiden Halbwellen und zu verfrühtem Clipping einer Halbwelle. Im umgekehrten Fall, nur der 1 Ohm Widerstand hochohmig, ist der Effekt weniger stark ausgeprägt, aber auch vorhanden. Im Oszilloskop würde man beides leicht sehen können.


Ich bleibe dabei, dass bei heutiger 48 V Versorgungsspannung die Endstufe (bei MR100 ist es die gleiche), besser gesagt, BDW93 / BDW94 in dieser Endstufe, an 4 Ohm Last die Clippinggrenze erst bei fast 50 W / 4 Ohm erreicht, dabei aber die Transistoren sterben. Das konnte die Simulation anhand der Grösse der Kollektorströme mit dem SOA-Diagramm zeigen. Auch wenn timmundstruppi vorher bestritten hat, dass das möglich wäre.

Übrigens sind die verwendeten Modelle der beiden Darlington Transistoren m.E. nicht ungenügend (timundstruppi schrieb "Die Simulation wird auch nicht den Tod der negativen Endtransistors rechts außen finden, da das Modell ungenügend ist."). Was genau ist für welche Aussage ungenügend?

Um Zweifel hinsichtlich der Modelle für die Endtransistoren auszuräumen: Jeweils zwei pnp, bzw. npn Transistoren (nicht beliebige sondern parametrisiert auf die ST-Transistoren), mit jeweils den Widerständen 10k und 150R zusammengeschaltet und der CE-Quer-Diode, genauso wie in den Darlington-Schaltzeichen des Schaltplans. Das Ganze angepasst auf die charakteristischen Eigenschaften der BDW93 / BDW 94 des Herstellers ST von 1993.

Alle anderen Halbleiter-Bauteilemodelle, die ich hier verwende, sind von mir an vielen, teils sehr vielen, Schaltungen erfolgreich getestet worden. Deshalb reagiere ich etwas allergisch auf Pauschalbehauptungen solcher Art, wenn sie nicht nachvollziehbar unterlegt sind. Die von mir hier verwendeten Modelle sind verlässlich und bewährt, um NF-Schaltungen, speziell auch Verstärker, zu simulieren. Selbst umfangreichere, wie z.B. den A5000. Es gibt einige Transistormodelle und Diodenmodelle, wo ggf. bestimmte Umladezeiten von Sperrschichtkapazitäten schlecht oder nicht richtig abgebildet sind, so dass daraus bestimmte Fehler entstehen können, wenn es auf diese Eigenschaften ankommt. Oder Rauschparameter sind nicht enthalten oder nur mit default Werten, oder andere Nebeneffekte. Aber die Schlussfolgerungen aus den Simulationen hinsichtlich der Grösse, die ein Kollektorstrom annimmt, gehören nicht zu solchen "Feinheiten". Das können die Modelle, dafür genügen sie.

Aber vielleicht habe ich das ganz falsch verstanden und timundstruppi möchte begründen, worauf er seine Aussage bezieht (bitte...Butter bei die Fische!).

Hier die zugrundegelegten Modelle der Darlington Transistoren:

* Library of Darlington Transistor "macromodels"
*
* Copyright OrCAD, Inc. 1998 All Rights Reserved.
*
* $Revision: 1.1 $
* $Author: rperez $
* $Date: 17 Nov 1998 10:46:20 $

.SUBCKT BDW94A 1 2 3
* TERMINALS: C B E
* SGS-Thompson 60 Volt 12 Amp PNP Darlington Transistor 07-20-1993
Q1 1 2 4 QPWR .1
Q2 1 4 3 QPWR
R1 2 4 10K
R2 4 3 150
D1 1 3 DSUB
.MODEL QPWR PNP (IS=14.4P NF=1 BF=102 VAF=139 IKF=4.8 ISE=808P NE=2
+ BR=4 NR=1 VAR=24 IKR=7.2 RE=53.3M RB=.213 RC=21.3M XTB=1.5
+ CJE=1.14N VJE=.74 MJE=.45 CJC=165P VJC=1.1 MJC=.24 TF=71.6N TR=2.72U)
.MODEL DSUB D (IS=14.4P N=1 RS=53.3M BV=60 IBV=.001 CJO=165P TT=2.72U)
.ENDS

*SRC=BDW93A;BDW93A;BJTs NPN;Darlington;60V 12A
*SYM=DARBJTN
.SUBCKT BDW93A 1 2 3
* TERMINALS: C B E
* SGS-Thompson 60 Volt 12 Amp NPN Darlington Transistor 07-20-1993
Q1 1 2 4 QPWR .1
Q2 1 4 3 QPWR
R1 2 4 10K
R2 4 3 150
D1 3 1 DSUB
.MODEL QPWR NPN (IS=14.4P NF=1 BF=119 VAF=139 IKF=4 ISE=636P NE=2
+ BR=4 NR=1 VAR=24 IKR=6 RE=46.6M RB=.186 RC=18.6M XTB=1.5
+ CJE=700P VJE=.74 MJE=.45 CJC=101P VJC=1.1 MJC=.24 TF=71.6N TR=3.74U)
.MODEL DSUB D (IS=14.4P N=1 RS=46.6M BV=60 IBV=.001 CJO=101P TT=3.74U)
.ENDS


Die Transistor-Symbole im Simulationsschaltplan enthalten jeweils diese kompletten Darlington-Konfigurationen, auch wenn sie wie ein normaler einfacher bipolarer Transistor der Einfachheit halber gezeichnet sind. Das sieht man an der Kommandozeile ".inc.darlngtn.lib" im Simulationsplan, der mit den betreffenden Transistorsymbolen verknüpft ist und den expliziten wiring diagramm Befehlen im Modell-Subcircuit.

Da hilft auch nicht, dass Grundig (bei MR100 zumindest) 25 W an 4 Ohm nennt (25 W an 8 Ohm, die ich für MR200 an anderer Stelle gelesen hatte, ist evtl. ein Übertragungsfehler?). Die Kollektorströme der Endtransistoren müssen, zumindest an der Clippinggrenze oder knapp darüber, noch innerhalb der SOA bleiben, wenn die Transistoren nicht sterben sollen. Das taten sie früher (bei 44 V Versorgung) schon nur knapp, heute aber eher noch weniger. Das zeigt das oben abgebildete SOA Diagramm (aus ST Datenblatt). Die mit der Simulation bestimmten Kollektorströme bei Clipping sind grenzwertig hoch, bzw. verlassen den zulässigen SOA Bereich.

BDW93, BDW94 China-Transistoren lassen aus ihrem Datenblatt SOA Angaben gleich weg, wenn sie die sowieso nicht garantieren könnten (LTE, isc,....) oder zeigen schlechtere SOA-Diagramme (multicomp) als z.B. Fairchild. Derselbe Transistortyp eines Herstellers A ist nicht gleich wie vom anderen Hersteller B. Und vom selben Hersteller aus 1970 nicht mehr gleich zu dem von 1990...hatten wir alles schon durch. Selbst früher Motorola ist nicht mehr gleich zu heute ONS. Früher Philips nicht mehr gleich wie bei NXP, früher SGS-Ates anders als heute ST. Die Reihe kann man fortsetzen. Müssen wir mit leben, Punkt, Ende.

Ein Effektivstrom (rms-Kollektorstrom) kann dem im SOA Diagramm dem als Grenzbelastung gezeigten DC-Strom ungefähr gleichgesetzt werden, weil der Effektivstrom durch eine gegebene Last so definiert ist, dass die an der Last abgegebene Leistung gleichgesetzt werden kann mit der Leistung, die ein Gleichstrom gleicher Grösse an dieser Last bewirken würde. Deshalb im SOA Diagramm Bezug auf die DC-Grenze und nicht auf "single Pulse"-Grenzen. Die Kollektorstrom-"Halbwellen" sind in Effektivstrom (A rms) umgerechnet

Das "sonst" bei Grundig die Schaltungen zumeist großzügig ausgelegt sind, kann ich unterschreiben. Aber eben nicht hier, bei MR100 und MR200. Da war wohl nicht genug Platz für Kaliber wie z.B. TIP140/TIP141, die ausreichend Puste gehabt hätten. Wenn Ihr mich davon abbringen wollt, legt doch bitte Fakten (zu dieser Endstufe) auf den Tisch, die das widerlegen. Ich habe ja die Grösse der Ströme in dieser Endstufe konkret benannt, die dort bei Clipping auftreten und den zulässigen Arbeitsbereich verlassen. Sogar die Signalform, wie auf dem Oszilloskop habe ich gezeigt. Akzeptiert sie oder zeigt, dass sie falsch sind.

Wundert Euch nicht, wenn die simulierten Spannungen mit den gemessenen übereinstimmen. Sie tun es, war schon bewiesen.
Ihr müsst Euch auch nicht wundern, wenn das bei den Strömen auch so ist.

Ich habe mich hier selbst schon mehrfach berichtigt, sobald neue (Er)Kenntnisse aufgetaucht sind, die die Situation verändert haben. Aber bitte...Butter bei die Fische, wie man in Dortmund sagt!







Reinhard
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Pollux
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von Pollux »

Hallo Reinhard,

die beiden Widerstände R679 und R779 habe ich bei meinem Gerät noch nicht überprüft, werde ich heute tun.
Wie auf den Bildern zu sehen haben R695 und R795 etwa einen Millimeter Drahtstärke, da würde man einen Defekt sofort sehen.

Als ich den MR wieder ausgepackt habe, habe ich gesehen, daß ich offenbar fast nur BDW94C ersetzen mußte, die Tüte mit neuen BDW93C ist noch fast voll. Es waren aber (fast) immer beide Kanäle betroffen. Die BD135 hatte ich zwischendurch auf Verdacht auch mal getauscht.

Was das Thema Simulation angeht: Ich bin Kfz-Meister und habe dazu natürlich auch fundiertes Wissen, aber im Elektronikbereich bin ich nur Hobbybastler und kann mir daher gar keine qualifizierte Aussage erlauben, wie fehlerbehaftet diese Simulationen sind. Da ich aber seit Jahren Beiträge von Dir lese bin ich überzeugt, daß Du weißt, wovon Du sprichst.

Ich bin jedenfalls dankbar, daß Du so viel Zeit opferst, um uns mit diesem Problem zu helfen.

Hast Du mal in das alte Datenblatt geschaut, ob da irgendwelche relevanten Unterschiede zu den heutigen Exemplaren zu sehen sind ?

Ich würde gerne noch mal auf das Angebot zurückkommen, Dir einen defekten MR zu "besorgen", wenn Du daran Interesse hast. Natürlich würde ich die Kosten dafür tragen.
Rufula
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von Rufula »

Hallo Reinhard,
ich schließe mich in allen Belangen Pollux an.
Ich bin hier im Forum um Hilfe zu erhalten und nicht um Helfende zu kritisieren.
Beim Defekt vom T623 ist zusätzlich nur der T642 kaputt gegangen.
Beim messen des Wiederstand R679 wurde dieser vom Chinatester nicht erkannt, deshalb nahm ich an, dass dieser auch defekt ist.
Heute hat er aber wieder 1Ohm. :oops:
Der R695 sieht aus wie eine Spule, es ist aber keine Induktivität vorhanden. Der Widerstand wird vom Tester mit 0,3Ohm angezeigt.
IMG_20230314_170144.jpg
IMG_20230314_165741.jpg
IMG_20230314_165818.jpg
IMG_20230314_165922.jpg
Ich habe jetzt die Transistoren wieder eingelötet, aber leider kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt.
IMG_20230314_150052.jpg
Ruhestrom eingestellt, aber es pumpt und pumpt. :cry: :?:
Viele Grüße aus Leipzig
Frank
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Pollux
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von Pollux »

Hallo Frank,

hast Du mal die Höhe Deiner Netzspannung gemessen ? Ich liege hier im Mittel so bei 235V. Besteht die Möglichkeit den MR mit 220V zu versorgen, sei es über Regeltrafo oder Vorwiderstand ?

Ich habe vorhin mal R679 überprüft, den 1 Ohm Widerstand. Der ist schon mal hin. Um den im anderen Kanal zu messen muß ich die Kiste erstmal wieder zerpflücken.
Rufula
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von Rufula »

Hallo Pollux,
ja der ist unter dem Trafo, direkt am Kühlkörper. :)
Ich bin jetzt einigermaßen verwirrt, als erstes habe ich erst einmal die Kabel für die Skalenbeleuchtung und für den Tuner abgelötet, R804 bleibt kalt.
Danach habe ich den Ruhestrom auf Null gedreht, Lötseite Linksanschlag und von oben Rechtsanschlag.
Jetzt, Signal "Yes-The Quest" und Lautspecher "Wharfedale Delta 50.2" natürlich 8Ohm, was soll ich sagen, es läuft perfekt. :o :?:
Sauberer Klang, sämtliche Regler tun das was sie sollen und das ohne zusätzliche Geräusche.
Natürlich traue ich dem Frieden nicht!

Das Thema Spannungswert hatte ich schon einige male, mehr als 223V habe ich bei uns in Leipzig noch nicht gemessen.
Viele Grüße aus Leipzig
Frank
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oldiefan
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von oldiefan »

Hallo Rufula und Pollux

ich bin dankbar, dass ich jetzt erstmals mal den ominösen "Widerstand" R695 sehen kann, der ja nun doch nach Foto eine Spule ist und kein Widerstand. Was für ein hin- und her. Und nein, die ist aus so dickem Kupferdraht, "brennt natürlich nicht durch".

Manche einfachen Induktivitäts-Messgeräte haben eine recht hohe untere Messgrenze und können kleine Werte nicht messen. Der Chinatester (AVR) erst ab 10 µH, beim Ascel-Gerät muss was "faul" sein, das sollte den Wert eigentlich messsen können. Aus den geometrischen Daten der Luft-Spule kann man deren Induktivität aber auch ausrechnen. nach Augenschein (Grösse, Geometrie) wird die Induktivität dieser Spule im Bereich ca. 0,2 - < 0,5 µH liegen.

Und einmal wird hier R695 zu 0,33 Ohm gemessen, nun aber doch nur 0,03 Ohm. Was Ihr da messt, ist aber doch nicht der Widerstand dieses Bauteils sondern der Übergangs-Kontaktwiderstand Eurer Messleitungen. Ein so dicker Kupferdraht, hat sogar noch weniger Widerstand als 0,03 Ohm, kann man sich ausrechnen. Um so kleine Widerstände messen zu können, braucht man wenigstens Kelvin-Klemmen mit 4-Punkt-Messung. Ist hier aber unerheblich, denn jetzt ist ja klar...er hat praktisch keinen relevanten Widerstand. Meine erste Annahme, dass es sich einfach um eine kleine Spule mit < 1 µH handelt, war zutreffend.


Was kann man tun, um den wiederholten Ausfall zu verhindern? (den Erstausfall kann man vermutlich nicht verhindern, der ist i.a. einer Altersschwäche der Transistoren geschuldet). npn- und pnp-Transistoren sind verschiedene Tiere und in der Art und Weise, wie sie Stress auf Dauer verkraften nicht notwendigerweise gleich.

Man muss die Kollektorströme von T622 und T623 begrenzen. Das ist nichts Neues, wurde schon mehrfach hier im Forum und auch an anderer Stelle geschrieben, dass man für jeden der beiden Transistoren einen zusätzlichen Keramik-Emitterwiderstand < 1 Ohm vorsehen sollte, ich würde es mit 0,47 Ohm / 5 W Belastbarkeit (Hochlastwiderstand) in Serie zum Emitter von T622 versuchen und zusätzlich 0,22 Ohm in Reihe zur Spule an T623 ("Widerstand" R695). Mit dieser "ungleichen Kombination ist Symmetrie der Kollektorströme gegeben. Würde man Widerstände gleicher Grösse nehmen, wäre der Kollektorstrom von T623 im Vergleich zu dem von T622 zu klein.

Damit reduziert sich der Stress, den der Ladevorgang des Ausgangskoppelelkos verursacht, der in der Spitze bei 3300 µF immerhin bis zu 8 A beträgt und von T622 bewältigt werden muss. Es ist keine gute Idee, diesen Elko auf z.B. 4700 µF zu vergrössern, da der Ladestrom dann noch etwas grösser ist. Normalerweise sind 50% mehr Kapazität ja kein Problem. Da aber hier die Endtransistoren hier so auf Kante genäht sind, bei MR200 und MR200 nicht ratsam.

Auch der Kollektorstrom bei Clipping wird damit begrenzt

Ladestrom (= Kollektorstrom T622) beim Aufladen von C641(3300 µF Ausgangskoppelelko) ohne zusätzliche Emitterwiderstände und mit jeweils 0,22 Ohm, 0,33 Ohm und 0,47 Ohm Emitterwiderständen nachgerüstet:
Kollektorstrom T622 für Aufladung Ausgangskoppelelko 3300µF bei 0_0,22_0,33_0,47 Ohm Emitterwiderstand.jpg

Wenn T622 durchlegiert und es liegt dabei ein NF-Signal bei grösserer Lautstärke an, ist in Folge T623 gefährdet, wenn die Sicherung nicht vorher auslöst. Da mit Durchlegieren der CE-Strecke von T622 die Kollektor-Emitter-Spannung von 24 V auf 48 V steigt, nimmt die Verlustleistung von T623 schlagartig auf das Doppelte zu.

Kein Kraut gewachsen ist gegen Endstufentod aufgrund eines unbeabsichtigen Masseschlusses am/hinter dem Endstufenausgang oder hinter dem Auskoppelelko C641. Ein zu langes Beinchen eines Bauteils, das leichten Kontakt mit dem Chassis macht, genügt.



Rufula schrieb:
"erst einmal die Kabel für die Skalenbeleuchtung und für den Tuner abgelötet, R804 bleibt kalt.
Danach habe ich den Ruhestrom auf Null gedreht, Lötseite Linksanschlag und von oben Rechtsanschlag.
Jetzt, Signal "Yes-The Quest" und Lautspecher "Wharfedale Delta 50.2" natürlich 8Ohm, was soll ich sagen, es läuft perfekt. :o :?:
Sauberer Klang, sämtliche Regler tun das was sie sollen und das ohne zusätzliche Geräusche.
Klar, dann muss R804 kalt bleiben.
Auf den Vor- und Endverstärker kann das aber keinen Einfluss haben, ausser die Stromaufnahme über R804 ist viel zu groß, weil im Bereich Tuner/Skalenbeleuchting (alles was an R804 hängt) ein Defekt vorliegt (oder z.B.falsche Glühbirne(n) oder Kondensator mit Feinschluss ,...) und beeinträchtigt dadurch die Stromlieferfähigkeit des Netzteils für die Endstufen unter Last. Denn letztlich zweigen alle Versorgungen von der 44 V (bei 240 V Netz: 48 V) Versorgung der Endstufen ab.

Wenn die Einstellung des Ruhestroms auf 0 mA, 8 mA oder 50 mA so einen Unterschied macht, kann das darauf deuten, dass bei 50 mA der (immer noch geringe) Strombedarf der Endstufe nicht mehr gedeckt werden kann, also Fehler in der Stromversorgung. Andererseits ist dann aber schwer verständlich, wieso dann Transistoren sterben, wenn kaum Strom fliessen kann. Da ist was inkonsistent.

Wenn "es pumpt" ist dann die Lötbrücke für die Ruhestromeinstellung wieder geschlossen? Oder ist etwa noch das Multimeter im Stromkreis? Das würde ggf. die Stromversorgung beeinträchtigen.

"Pumpen" der Stromaufnahme mit anliegendem NF-Signal (1 kHz) bei gedrosselter Stromfähigkeit der Endstufenversorgung (Innenwiderstand der Stromversorgung auf 400 Ohm gesetzt), hier mit anliegendem 1 kHz NF-Signal:
Pumoen des Endstufenstroms bei gdrosselter Stromversorgung .jpg
oben: Strom der 48 V Versorgung
unten: Kollektorströme der Endtransistoren


und dgl. OHNE anliegendes NF-Signal:
Pumpen des Endstufenstromsohne NF-Signal bei gdrosselter Stromversorgung .jpg
DAS IST DAS PUMPEN, das bei Rufula auftritt und auch in einem Youtube Video zu sehen war! Also "kaputte Stromversorgung".
Pumpt mit und ohne angeschlossener 4 Ohm Last und praktisch "unendlich lange".

Wenn ich in der Simulation das Ruhestrompoti auf kleinen Ruhestrom stelle, hört das "Pumpen" auf, so wie von Rufula beobachtet.
Stromaufnahme Pumpen bei Ruhestrom Null.jpg

Es handelt sich dabei also um einen Netzteilfehler (z.B. Gleichrichterfehler, Nebenschluss,...) oder Schluss in/bei einer anderen Baugruppe oder eine gedrosselte Stromzufuhr. Hat mit einem Endstufenfehler nichts zu tun. Die hier für die Simulation verwendete Endstufenschaltung arbeitet bei korrekter Stromversorgung ohne Fehler.


Nämlich hier:
Drosselung des Stroms der Endstufenstromversorgung aufgehoben und Ruhestrom auf 50 mA gestellt:
Ruhestrom 50 mA bei ungehinderter Stromversorgung.jpg
Kurzes Aufleuchten der Vorschaltlampe beim Einschalten, dann geht sie aus und bleibt dunkel.

Spannungsabfall über R804 messen. daraus Strom ausrechnen. Plausibel oder zu hoch?
Spannung am Emitter T839 messen. 15 V?



Reinhard
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Re: MR200 Endstufe nächstes Kapitel

Beitrag von timundstruppi »

Also Simulationen haben ihre Grenzen: Das sollte eigentlich jedem bekannt sein, sie sind nur so gut wie das Modell, was sie darstellen.

Es fehlen z. B. in dieser Art der Simulation sämtliche Leiterplattenstrukturen, die aber erst im höheren Megahertzbereich relevant werden. Irgendwann hat man Laufzeiten auf den Leitungen. Deswegen gibt es z.B. auf Leiterplatten auch Laufzeitmäander (digital).
Parasitäre Kapazitäten werden auch nicht berücksichtigt, du hattest ja z.B. auch das Beinchen dicht am Kühlkörper angesprochen, das ich allerdings erst im Gigahertz Bereich für relevant halte.
Ich sagte ja zwei Markstücke 1 mm Abstand 4 pF, da hätte man da dann wahrscheinlich 10 fF.

Die sternförmige Struktur der Masseverlegung wird z.B. in deinem Modell auch nicht berücksichtigt.
In den Modellen wird wahrscheinlich auch die Temperaturdrift und ähnliches nicht berücksichtigt oder einen Erwärmen der einzelnen Bauteile, was auch noch unterschiedlich sein könnte.

In der Simulation wirst du wahrscheinlich auch nicht herausbekommen, warum der Transistor im A und V Rechtsaußen immer als Erster stirbt.

Und ich kann es nochmals wiederholen, ganz toll, was Du da machst, welcher Einsatz und wie tief du dich da rein kniest, auch mit der Simulation jetzt mit Netzteil.
Hast du dem Netzteil einen Innenwiderstand von 400 Ohm gegeben?

Ich meine, das ist jetzt ein Jammern wirklich auf sehr hohem Niveau, aber ich will bei euch in die Köpfe bringen, dass man dem nicht allen blind vertrauen kann.

Also wenn in einer Simulation eine Schaltung schwingt, wird sie es wahrscheinlich hier in der Realität auch. Allerdings andersrum, wenn sie in der Simulation nicht schwingt, kann sie wahrscheinlich trotzdem schwingen, wenn man z.B. andere good engineering practice nicht einhält wie z. B. Ein- und Ausgänge dicht beieinander verlegt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schaltungssimulation
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