Kellerfund R3000, gibt keinen Mucks von sich

Moderator: timundstruppi

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Woogie
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Kellerfund R3000, gibt keinen Mucks von sich

Beitrag von Woogie »

Hi,

ich habe hier einen R3000 (Kellerfund), dem ich gerne auf die Sprünge helfen möchte, wo ich aber schon beim ersten(?) Problem hängen.
Das Gerät lässt sich einschalten, Skalenbeleuchtung funktioniert, Stationsanzeige ebenso wie die beiden roten Tunoscopes (wenn UKW gewählt ist).
Im Signal werden immer blasser werdend 3-5 LED angezeigt, die Frequenzanzeige ist aber tot.
IMG_0088.JPG
Es gibt aber keine Tonausgabe (weder Rauschen noch Empfang, auch nicht auf MW/LW).

Dann habe ich versucht ob bei TB1/2 was geht: Fehlanzeige :-(
Nächster Versuch per Phono (das rauscht ja zumindest, wenn weit genug aufgedreht wird). Aber auch da kommt kein Ton raus :-((

Also wohl erstmal schauen was vorne so los ist:
- Arbeitspunkt sieht gut aus: ~30mV
- An N liegen 28V (statt 29V)
Kann noch ok sein, die beiden Becherelkos C14/15 sind noch Original und sehen soweit auch gut aus (mit Stopfen)

- An W liegen exakt 15V wie es soll.

Aber wie komme ich weiter?
Freue mich über jede Anregung.

P.S.: Ich habe dem Geräte schon vorneweg eine Tantalkur verpasst (auch dem Problemtantal im Tunerteil) und ein paar in anderen Beiträgen erwähnte Lastwiderstände getauscht. Alle Messwerte mit Trafonetzteil auf 220V.
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oldiefan
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Re: Kellerfund R3000, gibt keinen Mucks von sich

Beitrag von oldiefan »

Vermutlich der lästige Mutingfehler. Dann geht gar nichts. Deshalb muss die Frequenzanzeige nicht "tot" sein, sie springt ja erst an, wenn Muting aufgehoben wird.

Muting ist hier SEHR kompliziert und leider daher unübersichtlich.

Es gibt drei verschiedene Arten von Muting beim R 3000, die ihn "tot" aussehen lassen, obwohl er das nicht ist:

1. Einschaltmuting von PIN 3 des TCA530. Während des Mutings liegen dort ca. 0V an, und T24 sperrt.
2. Stationstastenmuting vom hängenden Wischkontakt des UKW-Stationstasten-Tastenaggregats
3. NF-Muting von SO459, PIN3, über D19 - dieses Muting ist aber grundsätzlich mit dem Muting-Schalter an der Front abschaltbar, die anderen beiden nicht. SO459 Mutingfehler scheinst Du nicht zu haben. Konzentriere Dich auf 1. und 2.

Typisch ist, dass man beim Berühren von R14 mit einem Schraubendreher das Muting aufheben kann.
Wird das Muting aufgehoben, leitet T24. An seinem Kollektor liegen dann ca. 0V an, bei Muting 12,5 V.


Der unter Grundig Kennern allgemein bekannte Standardfehler beim R 2000 und R3000 ist der Schaltfehler des Muting-Wischschalter, der im Tastenaggregat integriert ist, um das Umschaltknacksen zu muten. Wenn dieser Mutingschalter nicht mehr richtig schaltet, werden die Relais nicht freigegeben. Es handelt sich dabei nicht um den externen Mutingschalter.

Das Problem bei Muting im R2000/R3000 ist meist Verschleiss/Alterung im Tastensatz.

Platine ausbauen, auf der das Tastenaggregat sitzt, dann kommt man von der Seite dran, Feder ins Löchlein einhängen und vorsichtig das Ganze einbauen, dabei aufpassen, dass sich die Feder nicht wieder aushängt. Dann andere Seite der Feder ans gegenüberliegende Chassisloch hängen.

Leider ist dieses Tuner-Mutingproblem aufgrund der hängenden/klemmenden Schubstange (ist ein Schalteraggregat von Alps) mittlerweile häufig.

Der "Stummschalter" im Tastenaggregat der UKW-Stationstaten ist über die Leitung "5" nach Schaltplan auch mit der Lautsprecher-Relais-Schutzschaltung verkoppelt. Wenn der Tastenschalter im Aggregat gemutet ist, wird Leitung "11" auf Masse gelegt, dann geht Leitung "5" auf 12,5 V. M.E. werden dann die LS-Relais blockiert.

Wenn trotz einwandfrei arbeitetendem Still-Schalter im Tastenaggregat der Tuner kein Signal an die Vorstufe gibt, sollte die Spannung am Messpunkt E2 geprüft werden. Sie muss < 1V sein. Bei geschaltetem (hängendem) Stumm-Schalter im Tastenaggregat ist sie 11,5 V.

Falls an Messpunkt E2 < 0,1V anliegen, sollten geprüft werden:
T8,T9, T11, T12, D8,D9

Wenn die Kollektor-Emitterstrecken von T8 und T9 leiten, wird das NF-Signal vom Tuner auf Masse gelegt. Normalerweise ist das der Fall wenn diese Transistoren mit der Mutingspannung von Leitung "5" angesteuert werden.


Gruß
Reinhard
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Woogie
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Re: Kellerfund R3000, gibt keinen Mucks von sich

Beitrag von Woogie »

Hallo Reinhard,

schon mal vielen Dank dafür.

Zu1)
Am Pin 3 vom TCA530 messe ich ca. 50mV (also so gut wie 0?) und am Kollektor vom T24 aber eher 15V statt 12.5V, was aber am Ende wohl auch Muting bedeutet.
Beim Berühren vom R14 (Du meinst den Drehpoti, ja?) tut sich nichts am Kollektor.

Zu 2)
Die Stationstastenplatine hatte ich tatsächlich schon ausgebaut, da hier die Schalter nicht mehr rasteten. Das dort eine Feder drin ist, kannte ich schon aus meinen XV7500, deswegen habe ich die komplett ausgelötet um ordentlich an die Feder zu kommen. Die war dann auch durch und wurde gegen eine neue ersetzt.
BTW: Ist mir ein Rätsel wie man ohne Auslöten der Schalterbatterie an die Feder kommen kann; ich habe die noch nicht mal gesehen, geschweige denn wusste ich wie man da sonst dran kommt.
Aber vielleicht habe ich ja beim Aus- und Einlöten einen Fehler gemacht (nachdem ich das durch hatte, habe ich einfach mittels Durchgangsmessung geprüft, ob alle Schalter richtig schalten.
An E2 messe ich tatsächlich aber 15V, was wohl definitiv zu viel ist und noch auf ein anderes Problem hindeutet?

Da werde ich wohl zuerst die Tastenplatine noch mal näher begutachten müssen.
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oldiefan
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Re: Kellerfund R3000, gibt keinen Mucks von sich

Beitrag von oldiefan »

Mit R14 meine ich nicht das Drehpoti (das wäre ja völlig unsinnig) sondern R14 in der Schutzschaltung für die Relaisfreigabe die mit der Mutingschaltung verbandelt ist, denn darum geht es doch.

Im Tastenaggregat kommt man nicht an die Feder. Deshalb ist die Reparatur ja auch ganz anders beschrieben, nämlich mit einer Zusatz-Hilfsfeder (ich verwende dafür immer eine Kugelschreiberfeder, die ich von aussen anbringe. Die Schubstange, die längs über alle Stationstasten geht und von der U-Schiene verdeckt ist, hat am Ende ein kleines Loch, da kann man die Zusatzfeder mit Geduld einhängen und das andere Ende an ein gegenüberliegendes Chassisteil einhaken, so dass diese Stange ständig unter Zug steht.

Mit Durchgangsmesssung prüfen, ob "alle" Stationstasten-Schalter richtig schalten, scheint mir nicht genau auf das zu fokussieren, was hier entscheidend ist: Der Wischschalter im Tastenaggregat. Wie hast Du den genau geprüft? In 9 von 10 Fällen ist dort der Fehler. Und deshalb die Zusatzfeder.

Reinhard
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oldiefan
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Re: Kellerfund R3000, gibt keinen Mucks von sich

Beitrag von oldiefan »

So ähnlich wie hier:

http://bilder.hifi-forum.de/max/650033/ ... _62096.jpg

Die U-Schiene muss dafür nicht aufgebogen werden. Das kleine Löchlein innen ist von der U-Schiene verdeckt. Nach Ausbau der Platine sieht man es aber mit Hilfe von Taschenlampe und Lupe. Dort die Kugelschreiberfeder einhängen. Evtl die Feder an dem Ende etwas strecken, dass sie nicht an /in der U-Schiene festklemmt.

Dann die Platine wieder einbauen, ohne dass die Feder aus dem Löchlein, in das sie eingehängt ist, wieder herausfällt. Das ander Federende unter Zug/Spannung an einem Chassisteil einhängen. Das ganze ist Geduldssache.

Es gibt auch Berichte von anderen, die die Zusatzfeder am anderen Ende, zur Stationstaste U7 hin, über dem knapp herausstehenden weissen Plasikende eingehängt haben und von dort die Stange unter Zug gesetzt haben. Das funktioniert also auch.


Der Wischkontakt-Muting Defekt ist meist mit dem Symptom von nicht zuverlässig einrastenden Stationstasten verkuppelt. Das behebt beides die Zusatzfeder.

Reinhard
Alfred67450
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Re: Kellerfund R3000, gibt keinen Mucks von sich

Beitrag von Alfred67450 »

Hallo,

Man braucht keine Zusatzfeder !
Sie mein Bericht Uber die Reparatur eines MT100...
Anlage : MA100 + MXV100 + MT100 + MCF100 + Infinity Reference 1 MKII
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timundstruppi
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Re: Kellerfund R3000, gibt keinen Mucks von sich

Beitrag von timundstruppi »

Bin gerade an einem T3k dabei, Meine Jüngste hat einen bekommen, aber nur als Lückenfüller im Rack, da das Gerät (noch) nicht funktioniert.
Sie hört eh Teufel connector oder mit dem Dual 731q.
Aber ich möchte ihr nun ein Gerät geben, das funktioniert, vielleicht hören die dann mal Analog UKW.

Hier hatte ich eine andere Methode zur Reparatur genommen (Druckfeder), die auch viele Jahre funktionierte. Nun aber klemmt bei Schalten von 7 nach 5, 7 auf 6 geht.

Man beachte den Isostreifen auf der Leiterplatte.
t3k.jpg
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timundstruppi
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Re: Kellerfund R3000, gibt keinen Mucks von sich

Beitrag von timundstruppi »

Zugfeder ist besser, nicht zu viel Vorspannung, führt auch zum Klemmen. Das ist roter Klingeldraht.

t3k2.jpg
t3k3.jpg
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