Reparaturbericht MXV 100

Moderator: timundstruppi

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Heinzelmann
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Reparaturbericht MXV 100

Beitrag von Heinzelmann »

Nach XV5000 und SXV 6000 wollte ich auch einen „kleinen“ MXV 100 aufbereiten.

Knöpfe abgezogen und die zwei Schrauben an der Unterseite der Frontblende gelöst und schon ließen sich Deckel und Bodenblech entfernen. Ruck Zuck - schneller geht es nicht.

Der erste Blick lässt eine „mittlere“ Dichte der Bauteile erkennen. Alle Bauteile sind gut erreichbar. Die Platine ist doppelseitig mit Leiterbahnen versehen und die Bohrungen sind durchkontaktiert.
Eigentlich der Moment das Gerät an das Netz anzuschließen, denn meine Neugierde ist groß.
Über die Zeit habe ich es mir aber abgewöhnt die Geräte möglichst schnell an 230 V anzuschließen.

Stattdessen nehme ich heute lieber eine umfassende Sichtprüfung vor:

1. Sicherungen
Sind die Sicherungen intakt und haben sie den angegebenen Wert und sind die frei von Oxidation? Gerade bei älteren Geräten habe ich festgestellt, dass sich die Metalle vom Sicherungsende und vom Sicherungshalter „ nicht vertragen“ (Elementbildung) und Korrosion auftritt. Bild 1
Bild 1.jpg
2. Lötstellen
Das Lötzinn auf den Leiterbahnen war auffallend matt und viele Lötpunkte hatten um den Draht herum in der Mitte Haarrisse. Diese mehr oder minder kalten Lötstellen entstehen über die Jahre u.a. durch ein unterschiedliches Ausdehnungsverhalten von Kupfer und Zinn bei wechselnden Temperaturen. Man könnte von einer inneren Spannung in der Lötstelle sprechen. Dieses Geschehen wird durch mechanische Einflüsse z.B. an Schaltern, Buchsen, Potis verstärkt. Beim MXV 100 waren diese Probleme am Übergang von Buchsenplatte zur Hauptplatine und am Längstransistor im Netzteil gut erkennbar. Bild 2
Bild 2.jpg

Um diese Haarrisse an der Buchsenplatte zu erkennen ist eine Lupe oder eine Lupenbrille 5fach sehr hilfreich. Letztlich habe ich die Verbindungspunkte an der Buchsenplatine alle nachgelötet.

Beim Längstransistor war die thermischen Belastung an den Lötstellen gut sichtbar. Lötstellen unten nachgelötet und Wärmeleitpaste erneuert und auf die Glimmerscheibe geachtet - ohne den Transistor auszulöten. Bei durchkontaktierten Platinen vermeide ich ein Auslöten der Bauteile soweit wie möglich. Auf dem Bild ist zu erkennen, dass schon mal jemand gewerkelt hat und die Anschlüsse am Ausgang mit Drähten überbrückt wurden. Bild 3 Die Lupen-Untersuchung brachte noch einige „knusperige“ Lötstellen zu Tage.
Bild 3.jpg
3. Einschalten
Ich gehe so vor:
Kopfhörer einstecken, Phonoeingang wählen, Lautstärke von auf, Einschalten und Netzstecker in Steckdose oder wenn vorhanden in Regeltrenn-Trafo. Warum diese pingelige Reihenfolge? Weil ich so eine Chance habe die Reißleine zu ziehen, wenn etwas brummt oder qualmt. Das war nicht der Fall, die LED leuchtete, es gab nach einigen Sekunden einen Klick und das Ausgangs-Relais zog an und im Kopfhörer war Verstärkerrauschen zu hören. Dieses deutliche Verstärkerrauschen ist nur auf Phono bei max. Lautstärke zu hören, deshalb vorher Wahlschalter auf Phono und max. Lautstärke. In meinem Fall waren beide Kanäle „da“ :D .

4. Potis
Wie erwartet, gab es unerwünschte Aussetzer und Knacken im Kopfhörer sobald ich eines der Potis bediente. Was tun? Die Potis ausbauen, auseinandernehmen, reinigen, zusammenbauen und wieder einlöten? Das geht, ist aber für mich die letzte Lösung. Deshalb nehme ich erst Oszillin und Feinreiniger von Teslanol. Die Herausforderung ist das Zeug dort hin zu bekommen, wo es hin soll - ohne die restlichen Bauteile mit einzusprühen. Die Krach-Probleme entstehen weniger durch den Kohleschleifer auf der Kohle- Widerstandsbahn, als durch die schwarzen Ablagerungen auf dem versilberten Innenring der Potis. Hier muss das Oszillin hin. Das klappt beim Lautsprecher-Poti gut, weil die Abschirmung offen ist. Die anderen Potis haben in der Abschirmkappe eine Pressöffnung, in die ich von beiden Seiten einen Stromstoß gesetzt habe. (Bild4). Die Löcher sind allerdings nur für einen Kanal vorhanden. Um an den anderen Kanal zu kommen, habe ich das Sprührohr abgewinkelt und von unten eingesprüht. Wirken lassen und immer mal wieder alle paar Minuten Potis gedreht .
Bild 4.jpg
Nun stellte sich die Frage das Zeug wieder ausspülen oder drin lassen. Ich habe mich für ausspülen entschieden und dazu Feinreiniger von der gleichen Firma benutzt. Wenn die Behandlung nicht anhält - „schieße ich mit Oszillin nach“. Zum Ausspülen habe ich auch schon mal Bremsenreiniger benutzt - ging auch. Wer sicherer, schneller zum Erfolg kommen möchte kann auch K60 nehmen, dass funktioniert ein halbes Jahr. :evil: Danach ist sind die Potis zerfressen und voll grüner Soße. Die Potis sind dann hin und die Leiterbahnen da drunter weg. :lol:

5. Schalter
Bekannter Maßen laufen die versilberten Kontakte in den Schaltern über die Jahre schwarz an. Insbesondere dann, wenn sie nur wenig benutzt werden. Um festzustellen, wie es um die Schalter bestellt ist, lasse ich den Verstärker wieder „rauschen“ und klopfe mit einem Griff eines Schraubendrehers auf das Ausgangs-Relais, auf den Schiebeschalter und auf den Umschalter Phono MM oder MC. Sind Knackgeräusche im Kopfhörer zu hören, dann ist was faul. Das Ausgangs-Relais zeigte keine Mucken - und wenn, die Abdeckung lässt sich abknipsen und die Kontakte lassen sich reinigen. Der Schiebeschalter mit dem blauen Steuerband konnte ich erfolgreich mit Oszillin / Feinreiniger behandeln. Der Phono-Umschalter blieb wehrhaft knatschig und sehr klopfempfindlich. Es gelangt kein Oszillin von außen nach innen. Von der Platinenseite aus, habe ich deshalb unten die Klipse am Schalter weggefräst, ihn ausgelötet und ihn auseinandergebaut. Ja, das ist möglich, auch wenn man es nicht glaubt oder sieht. Er besteht aus zwei Kunststoffhäften in denen der Schaltschieber, die Feder und die Rastnase untergebracht sind. Es empfiehlt sich, beim Öffnen des Schalters ein helles Handtuch unter zu legen. So findet sich die Feder, die gerne und fröhlich wegspring sicher wieder. Die Innenkontakte lassen sich wie bekannt mit Papier/Tuch und Oszillin reinigen. Danach zusammenbauen und freuen. Lupenbrille und eine gute Feinmotorik sind sehr von Vorteil. Bild 5 Auf dem Bild sieht der Schalter etwas zerdötscht aus - ich habe etwas gebraucht, bis ich erkannte, wie er aufgeht.
Bild 5.jpg
6. Elkos
Im Gegensatz zu der Grundig R-Serie habe ich keine weinroten Elkos im Kunststoffmantel gefunden. Diese würde ich immer alle tauschen (Schrott). Es gab 4 blaue Tantal im NF-Signal-Weg, die ich getauscht habe. Ich halte die Tantal Elkos zur Siebung der Spannungen für kritisch und habe schon viele abgerauchte Tantals gewechselt. Für NF Signale, als Koppelkondensatoren halte ich sie für nicht so kritisch. Außerdem meine ich, haben sie eine geringere Induktivität als vergleichbare Elkos. Viele wechseln ja alle Elkos persé. Dies kann man machen, wenn man das Gerät noch zukunftssicherer machen möchte. Wenn das Gerät aber einen Fehler hat, würde ich den Fehler zuvor suchen. Falls sich beim Wechsel aller Elkos unbemerkt ein Fehler einstellt, hat man zwei Fehler im Gerät und es wird um ein mehrfaches schwieriger, die Fehler zu lokalisieren. Bild 6
Bild 6.jpg
7. Finale
Den Elko zur Einschaltverzögerung des Ausgangs-Relais habe ich von 10 auf 3,3 (wo ist das Mü-Zeichen auf meiner Tastatur? :) ) verkleinert. Das Einschaltverhalten war mir zu lang. Eingangssignal eingespreist, Ausgangssignal mit Oszi angesehen, keine Verzerrungen sichtbar, Gehäusedeckel und Knöpfe gebadet, zusammengebaut, Knöpfe drauf, weggestellt. Hörtest muss noch warten.
Bild 7
Bild 7.jpg
Heinzelmann, Studio 2000, A9000, A 903 (2), CD 903 (2), CCT 903, T 903 (2), T 907, CD 904, CT 905, T 7200, T 7500, V 7200, R 1000, R3000, SV 2000 (2), SA 1000, SXV 6000, XV 5000, MXV 100, MR 100, RTV 800, V3, CCF 3, SCF 6000, ST 6000, T 5000, XM 600, XSM 3000, Monolith 90a
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timundstruppi
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Re: Reparaturbericht MXV 100

Beitrag von timundstruppi »

µ
AltGr m
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Heinzelmann
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Re: Reparaturbericht MXV 100

Beitrag von Heinzelmann »

Danke
Heinzelmann, Studio 2000, A9000, A 903 (2), CD 903 (2), CCT 903, T 903 (2), T 907, CD 904, CT 905, T 7200, T 7500, V 7200, R 1000, R3000, SV 2000 (2), SA 1000, SXV 6000, XV 5000, MXV 100, MR 100, RTV 800, V3, CCF 3, SCF 6000, ST 6000, T 5000, XM 600, XSM 3000, Monolith 90a
bartolus
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Re: Reparaturbericht MXV 100

Beitrag von bartolus »

... wo wir gerade dabei sind:
ich mußte auf meinem neuen Laptop erst ein "Overlay" der Grafikkarten-Software abschalten, das AltGr-M zu Mirkofon ein/aus umfunktioniert hatte ...

Gruß
Bernhard
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mampfi
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Re: Reparaturbericht MXV 100

Beitrag von mampfi »

Ja manchmal sind im Betriebssystem schon Kobolde unterwegs.....

Aber noch fieser sind Kalorien......die nähen über Nacht die Klamotten enger..... :D
Jede Menge Grundig Zeugs, garniert mit etwas Revox, Braun, Dual und Sony, an 5 Anlagen.

Grundig forever :D
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timundstruppi
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Re: Reparaturbericht MXV 100

Beitrag von timundstruppi »

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timundstruppi
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Re: Reparaturbericht MXV 100

Beitrag von timundstruppi »

Ich hatte neulich Probleme mit der eckigen Klammer "Strg Alt"auf ging, aber nicht zu , da musste ich "AltGr" nehmen :?:

Ich tausche alle elkos, das andere brachte immer nur kurz Ruhe, nun seit AJhren. Ein MXV mit Entlötstation dauert etwa 6 Stunden, der MA 3h.
5 % haben eien schlechten ESR oder die Stopfen sind draußen.

Ich hatte mal einen V5k nur teilgetauscht, alle schlechten (Gemessen), Tantale oder optisch schlechte, also Röckchen hochgezogen (Schrumpfschlauch geschrumpft) , Stopfen draußen. Nach 3 Monaten wieder Ärger...
dynamike
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Re: Reparaturbericht MXV 100

Beitrag von dynamike »

Danke, Heinzelmann, für den schönen Bericht.
Ich konnte auf diese Art bereits 2 MXV vorm Schrott bewahren.
Einen nutze ich sogar seit Jahren täglich (Haupt PC im Wohnzimmer) als Kopfhörerverstärker und LS-Regler für die 2.1 Teufel.

Bisher anstandslos.

LG
Mike
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