Da ja inzwischen eine ganze Reihe weiterer Baustellen ausserhalb der Endstufen offenkundig geworden sind, wende ich mich nun denen zu.
Mir ist dabei etwas aufgefallen, das ich hier ansprechen möchte. Das ist der radikale Ersatz von Tantal-Elkos durch Al-Elkos - nicht immer eine gute Idee, besonders nicht in Wärmegräbern wie der Grundig-Mini-Serie ohne jegliche Lüftung.
Überhaupt ist es keine gute Idee "alle" Tantalkondensatoren in den Grundig Geräten durch Al-Elkos zu ersetzen. Es gibt nur wenige, bestimmte und bekannte Positionen, wo es sinnvoll ist, weil es sonst dort zu Feinschluss und/oder Plopp-Störungen kommen kann. Das betrifft solche Tantalkondensatoren, deren Spannungsfestigkeit von Grundig an der eingesetzten Position zu knapp bemessen war oder die Schaltpulse sehen und dadurch zu verfrühtem Defekt neigen. Denn Tantalkondensatoren haben bei höheren Frequenzen niedrigere Impedanz als Al-Elkos, was zum Abblocken von höherfrequenten Störungen vorteilhaft ausgenutzt wird. Ersatz durch Al-Elkos, auch durch qualitativ sehr gute, verschlechtert in solchen Fällen die Eigenschaften, wo es auf Störunterdrückung hoher Frequenzen ankommt.
Für jeden Grundig Gerätetyp sind die Positionen, an denen Tantalkondensatoren durch Al-Elkos ersetzt werden
sollten, bekannt. Einige wenige weitere, die ersetzt werden
können, weil sie seltener mal ein Problem machen können, sind ebenfalls bekannt. Alle anderen sollte man in Ruhe lassen. Ggf. hier im Forum nachfragen - nicht pauschal ersetzen.
Tantalelkos sind temperaturfester als Alu-Elkos und grundsätzlich in den Minis von Grundig eine gute Wahl. Ersetzt man sie im NF-Teil durch Al-Elkos (weil man Feinschluss mit Ploppen fürchtet), sollte man unbedingt darauf achten, nur qualitativ gute Al-Elkos einzubauen. Bei erhöhter Wärmebelastung im lüftungslosen engen Gehäuse der Minis heisst das: Die Elkos sollten von den äusseren Abmessungen möglich großvolumig sein. Auf keinen Fall sind Elkos im Kleinformat geeignet - auch bekannt als "
Sub-Miniatur-Bauform". Die sind zwar ähnlich klein wie Tantalkondensatoren, also bei wenig Platz machen sie beim Einbau kein Problem, aber
das sind keine guten Elkos!
Warum sind Elkos im Sub-Miniatur-Format" keine so guten Elkos? Ich sage sogar, sie sind
qualitativ "unterste Schublade"!
Dort ist alles winzig und dünn und nur ganz wenig Elektrolyt - keine Reserven. Um das so winzig klein zu machen, muss der Hersteller Kompromisse eingehen, die er bei regulärer Baugrösse nicht machen muss. Darunter leiden Leckstrom und ESR, bereits bei Neuware. Und diese beiden Parameter begrenzen am Ende die Elko Lebensdauer. Und das besonders deutlich, wenn es einen Wärmestau wie in den Minis gibt. Im Elko werden Verluste bei Ripple oder AC-Belastung in Wärme umgesetzt. Diese Wärme kann besser abgeführt werden, wenn der Elko großes Volumen und eine große Oberfläche hat. Die Sub-Miniatur-Bauform ist aber das Gegenteil. Das hilft nur dem Profit des Herstellers (und oft auch des Händlers), da mehr Material eingespart wird, als es sich letztlich im Verkaufspreis niederschlägt.
Je wärmer ein Elko wird, desto schneller altert er und desto früher fällt er aus oder entwickelt unzulässig hohen Leckstrom. Ganz schlecht.
Die bei seiner Neubestückung von Rufula in den MR200 eingesetzten Subminiatur-Elkos habe ich daher wieder herausgenommen und durch qualitativ bessere Al-Elkos und Ta-Elkos ersetzt.
Der Unterschied ist am wesentlich kleineren Leckstrom (höherer Isolationswiderstand) von "guten Elkos" zu erkennen, den die China- AVR-Tester als "Vloss" anzeigen. Werte von > 2% halte ich für neue Elkos nicht mehr für akzeptabel. Die Subminiator-Elkos liegen aber alle darüber. Qualitativ gute Elkos sind stattdessen um Faktor 10-fach besser, typisch nur 0,2-0,3% Vloss.
Ebenso haben die Subminiatur-Elkos nur wenig Alterungsreserve beim ESR. Einen Grenzwert für ESR kann man nicht angeben, da er von Bau-Typ und Kapazität abhängt. Aber wenn ein Sub-Miniatur-Elko neu schon mit einem ESR startet, der bei regulärer Bauform erst am Ende der Lebensdauer erreicht wird, spricht das Bände! Und je höher der ESR, um so grösser die Wärmeentwicklung beim Filtern von Ripple und bei AC-Belastung und bei der zu kleinen Bauform um so mehr Temperaturerhöhung, dadurch kommt die Todesspirale in Gang.
Seht selbst: Vergleich von Subminiatur-Elkos 1 µF und 10 µF (aus Rufulas MR200 wieder ausgebaut) mit regulärem 1 µF Al-Elko guter Qualität und mit 10 µF Tantal-Elko guter Qualität:
Unterschied wie Tag und Nacht!
Gruß
Reinhard