CNF 350 Kassettendeck

[mampfi]

Zwischen den CN 830-930 und 1000er Typen und der CF 5500 Typen, gab es, meiner bescheidenen Meinung nach, eine etwas dunkle Ära bei Grundig Kassettendecks.

Die CNF Serie.
Erhältlich waren sie als CNF 250, CNF 300 und CNF 350 in der A und B Variante.
Alle waren zugekauft, waren waschechte Japaner und wurden künstlich auf die Breite der C 25 - 45 Receiver bzw. der XC Vorverstärker gebracht.
Am hässlichsten fiel die Verbreiterung definitiv beim CNF 250 aus. Wahrlich kein Meisterwerk.

Jetzt aktuell landete ein CNF 350-B für 25,-- auf meinem Tisch, in einem desolaten Zustand.
Erst sollte er nach Entnahme von Teilen entsorgt werden. Aber es kam, wie so oft, etwas anders.

So sah es aus:

Stockflecken und Dreck überall.
Gut, die Riemen - 2 Stück - wurden gewechselt. Beim Reinigen und testen zerfielen dann beide Wickeldorne.
Der Weichmacher hatte sich ausgesondert. Die Wickeldorne zerfielen bei der ersten Belastung. Zuerst war guter Rat teuer, der 6kant der Achsen kam mir aber bekannt vor. Nur wo hatte ich diese Achsen schon einmal gesehen?

Die Lösung ist der CN 1000. Der hat die gleichen 6Kant Achsen. Aus einem Schlachtgerät wurden die Wickeldorne umgepflanzt.
----> Funktioniert.
Sonst war aber alles in Ordnung. Sogar die Andruckrolle ist noch schön weich und muß nicht ersetzt werden.

Nachdem Das Gerät mit bis jetzt relativ kleinem Aufwand wieder funktionierte, erfolgte die Zerlegung und Reinigung nach Spezialrezept.
Dreck und vor allem Nikotin konnte entfernt werden. Die Metallhebel wurden poliert und wieder festgeklebt.

Schon sieht es wieder bessser aus:

Der Bandlauf wurde justiert, der Azimuth eingestellt. Die Geschwindigkeit wurde kontrolliert, sie stimmte und mußte nicht korrigiert werden.

.....Fortsetzung folgt

[timundstruppi]

Mit elektronischen Bandzähler? Noch nie gesehen, auch bewusst nicht im Katalog.

Schön, tausche aktuell von Sohnemanns Golf die Hinterachse. BJ2004 nicht mehr Tüvfähig.
Hifibasteln kommt bestimmt wieder.

[timundstruppi]

https://www.hifi-archiv.info/Grundig/1979-Hifi/57.jpg

Gefunden!

[mampfi]

So, es geht weiter............

Das Grundig Service Manual aus dem I-Net hat zwar eine hervorragende Bildqualität, die deutsche Ausarbeitung der Geräteeinstellung läßt aber doch sehr zu wünschen übrig.

Kommen wir zur Aufnahmeseite.
Bevor die Aufnahme gestestet wurde, bekamen alle Schalter und Potis eine "Spülung".

Im Gerät gibt es für den Abgleich folgende Potis:

1. Den Wiedergabepegel
2. Einstellung der VU Meter
3. Aufsprechpegel für Normalband
4. Bias Grundeinstellung (bei Normalband)
5. Aufsprechpegel für Chromdioxid

Der Aufsprechpegel für FeCr wird von der Stellung Fe mittels Festwiderstand abgeleitet.

Im Grundig SM ist zum Beispiel nicht dokumentiert wie man die VU Instrumente einstellt, obwohl dafür Trimmpotis im Gerät sind. Außerdem wird im Grundig SM zum einen von Vollpegel und zum anderen vom Dolby 0 Pegel gesprochen. Es wird aber kein Wort über das Bezugband dazu verloren.
Im Grundig SM wird immer 315Hz als Bezugsfrequenz genannt. Sowohl beim Voll-, als auch beim Dolby 0 Pegel.

Tatsächlich ist es aber so, daß man beim DIN Vollpegelband eine Frequenz von 315Hz und einen Pegel von 250nWb/m hat.
Beim Dolby 0 Pegel dagegen sind es 400Hz und 200nWb/m

Das Servive Manual des nahezu baugleichen Sanyo 5600 UM sollte man dazu unterstützend verwenden.
Hier wird übrigens für alle Einstellungen ein Dolby Pegelband verwendet.
Als Kompromiss beider SM's wurde kurzerhand der Vollpegel von 1V mit dem DIN Band eingestellt und die VU Meter bei Wiedergabe des Dolby Pegels auf 0dB.

Das CNF 350 wird für die Grundeinstellung auf Normalband eingemessen. Die Bandsorten Cr und FeCr werden von dieser Grundeinstellung abgeleitet.

Während die Einstellung für Fe problemlos funktionierte, gab es Probleme bei der Einstellung des Aufsprechpegels Chromdioxid.
Obwohl ein TDK-SA Band eingesetzt wurde, reichte der Stellbereich der Potis nicht aus, um bei Wiedergabe der Eigenaufnahme den selben Pegel zu erreichen wie bei der Aufnahme.

Nach großem Rätselraten brachte die Auflösung die Sanyo Version des SM. Ich konnte bzw. wollte es zuerst gar nicht glauben.....
Da steht doch tasächlich geschrieben daß alle Aufsprechpegel mit Normalband eingestellt wird.

Kaum macht man es richtig, schon funktionierts.......
Das CNF 350 macht so, mit IEC I und II Bändern, für seine Möglichkeiten, ordentliche Aufnahmen.
Die Wiedergabe von Fremdaufnahmen ist in Ordnung. Eigenaufnahmen sind auch in Ordnung. Der Frequenzgang ist aber nicht gemessen.
Das mache ich bei 2 Kopf Decks nur, wenn diese in der oberen Liga spielen.

Schlußwort:
Wenn man bedenkt, daß das CNF 350 unmittelbar vor dem Start des CF 5500 noch zugekauft wurde, ist es schon bemerkenswert was Grundig damals für eine Modellpolitik vertrat.
Das CNF 350 liegt genau zwischen der CN1000 und der CF 5500 Ära und bildet für mich die unterste Stufe der Grundig Kassettendecks.
Aus Japan zugekauft, mit Wirewrap Technik, Vollkunststoff Chassis. Dafür aber einen verglasten Ferrittonkopf, also "Longlife"

...nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn es die 100mm und folgende Serien nicht gegeben hätte.

[mampfi]

Nachtrag zur CNF Geschichte.

Ein Nachbar brachte mir ein C8000 Kofferradio, mit der Bitte ob ich mal dananch schauen kann.
Das tat ich. Natürlich sind die Zahnräder defekt.
Jetzt fand ich das. Das Set ist als passend für die Recorder C8000/8800 und 9000 deklariert

Drauf steht CNF 300.
Grundig hat demnach also tatsächlich das Laufwerk der Koffergeräte in das CNF 300 gebaut.
Somit ist das CNF 300 kein Zukaufgerät, sondern Grundig Eigenbau.
Qualitativ ist dieses Laufwerk bestimmt nicht der "letzte Schrei"

Zusammenfassend also........

CNF 250 = Sanyo 5030
CNF 300 = Grundig
CNF 350 = Sanyo 5600 UM