Grundig Historie

...alles was in keine andere Rubrik passt.

Moderator: timundstruppi

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nick_riviera
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Grundig Historie

Beitrag von nick_riviera »

hallo, beschäftigt sich hier jemand auch mit der Geschichte des Unternehmens Grundig ? Vieles ist ja allgemein bekannt, es gibt aber auch ein paar Dinge, über die ich schon lange detailliertere Infos suche, und wo auch offizielle Stellen wie das Museum in Fürth nicht weiterhelfen können.

Konkret habe ich zwei Dinge - Einmal hatte Grundig in der Frühphase einige Geräte im Prospekt, die sich zu der Zeit nur durch Zukauf von amerikanischen Komponenten realisieren lassen haben. Das wohl opulenteste Gerät in diese Richtung war das hier:

https://www.radiomuseum.org/r/grundig_f ... n_910.html

Der Fernseher soll hier im Jahr 1953 ca. 75cm Bildschirmdiagonale gehabt haben. Zu der Zeit wurden in Deutschland meines Wissens nur 36cm und 43cm Bildröhren produziert. Graetz hatte auch zwei Geräte mit amerikanischen großen Bildröhren im Sortiment, aber so einen "Bomber" gab es nur von Grundig - in Deutschland gab es bis zum Ende der Schwarz-weiß Ära keine Bildröhren in der Größe, stattdessen ist man irgendwann bei Großbidlgeräten zur Projektionstechnik gewechselt. Zum Preis dieser Truhe kenne ich nur Gerüchte, sie soll aber deutlich über 5000 DM gekostet haben, wo sich dann die Frage stellt, ob das Ding überhaupt verkauft wurde, oder nur ein Messemodell / Prototyp war.

Die zweite Frage, die mich schon länger beschäftigt, behandelt ein etwas kleineres Spitzenmodell, das auf den simplen Namen "Spitzen-Musikschrank " hört:

https://www.radiomuseum.org/r/grundig_s ... hrank.html

Diese Truhe ist wohl der Urvater eines Gerätekonzeptes, das Grundig bis zum Ende der Musiktruhen-Ära weitergeführt hat - man nehme das größte verfügbare Tischradio, mache es leistungsmäßig noch stärker, und baue es zusammen mit der modernsten verfügbaren Phono- und Magnettontechnik in eine große Truhe. Das Konzept, mit dem die Japaner später Grundig selber in Bedrängnis brachten - unbezahlbare Traumgeräte zu bauen, deren Glanz dann auf die Massenware abfärbt, das konnte Grundig schon direkt nach der Währungsreform.

Während die beiden vom Gehäuse fast identischen Nachfolger 9009 und 9010 gut dokumentiert sind, gibt es von diesem Ur-Modell quasi nichts. Der "Spitzen-Musikschrank" hat noch nicht mal einen Eintrag im Großhandelskatalog, und in Funkschau / Funktechnik habe ich bisher auch nichts gefunden. Zuerst auch hier wieder die Frage, ob es das Gerät überhaupt im Verkauf gegeben hat. Dann die Frage nach den verbauten Komponenten - selbst die Ermittlung des Radiochassis anhand der Röhrenbestückung ist nicht sicher möglich - das Gerät auf der rechten Seite scheint ein Drahttongerät der amerikanischen Firma Webster zu sein, der Plattenwechsler sieht für 1950 eigentlich zu modern aus - das einzige Modell, was mir hier einfallen würde, wäre der Blaupunkt Phonomat.

Grundig hat im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern schon in den 1950iger Jahren die Phono- und Magnettontechnik massiv vermarktet, mit dem Kauf der Firma Lumophon hatte er ab 1951 dann auch eigene Tonbandgeräte im Programm, die so modern und so gut verkaufbar waren, dass sie bis heute keinen richtigen Wert am Sammlermarkt haben, weil immer noch so viele davon da sind, und sie von den Sammlern nicht so richtig als alt wahrgenommen werden. Die 9010, die ich nach jahrelanger Suche zuhause über das alte Grundig Forum gefunden habe, hat eine 25 Watt Gegentaktendstufe mit zwei EL12/375, sechs Lautsprecher, ein Tonbandgerät mit zwei Geschwindigkeiten und einen Plattenwechsler von Perpetuum Ebner mit Magnetsystem und integriertem Entzerrer Vorverstärker. Ein kleines Schmankerl in der 9010 sind die Beleuchtungen in den Fächern - es sind 6 Volt Soffittenleuchten aus dem "Weltkugel-Taunus" von Ford, hierfür wurde extra ein separater Trafo installiert.

Grundig gibt es ja im Prinzip zwei- oder sogar dreimal - einmal als Familienunternehmen mit Max Grundig als Chef, einmal unter der Regie von Philips und am Ende die Namensverwertung durch Beko und Alba. Die meisten Leute, die hier posten, sind eher in den beiden letzten "Grundigs" zuhause, es würde mich freuen, den einen oder anderen zu finden, der Spaß an "Ahnenforschung" und den frühen Geräten von Grundig hat. Ich finde, gerade die frühen Grundig Produkte zeigen das unternehmerische Geschick und das Visionäre, was Grundig so erfolgreich gemacht hat, und ihm in den 1970iger Jahren dann sukzessive verlorengegangen ist.

Gruß Frank
die Wurzel allen Übels liegt im Schwachsinn, während die Wurzel des Schwachsinns nicht zu unterschätzen sein sollte
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oldiefan
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Re: Grundig Historie

Beitrag von oldiefan »

Hallo Frank,

mit Deinen Nachforschungen bist Du ja schon tief eingestiegen. Es dürfte tatsächlich nur wenige geben, die noch mehr darüber wissen. Ich denke dabei an mike (Radiowerkstatt), wenn er hier noch mitliest.

Gruß
Reinhard
MaxG
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Re: Grundig Historie

Beitrag von MaxG »

Wenn jemand Bescheid weiß, dann Hans M. Knoll. Ich weiß allerdings nicht, ob er noch Lust hat, was zu sagen. Dürfte auch schon 90+ sein.
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oldiefan
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Re: Grundig Historie

Beitrag von oldiefan »

Auf ihn hatte ich ja verwiesen!

alias "Radiowerkstatt"

Gehst Du unter "Mitglieder" auf diesen Forennamen, kannst Du ihm dort auch eine (private) Email senden.

Wer "Radiowerkstatt" ist, sollte bei jedem Grundig-Freund eigentlich allgemein bekannt sein. DER profundeste Kenner von Radiotechnik und von GRUNDIG generell. Er war lange Zeit bei Grundig (bis zum Schluss) verantwortlich für die Tunerentwicklung. Ein GRUNDIG-ianer wie es wohl keinen zweiten mehr gibt, der die gesamte Zeit ab Wiederaufbau nach dem Krieg bis zum Grundig-Ende übersieht.


Gruß
Reinhard
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